KW 06, ab 05. Febr.

05. Februar, Montag, New Bight

Anstelle einer Winddrehung haben wir gar keinen Wind mehr, man kann von „umlaufende Flaute“ sprechen. Die Crew, zumindest einige davon, absolvieren ihre Morgengymnastik auf dem Vordeck, ansonsten ist Warten angesagt und wir vertreiben uns die Zeit mit Lesen. Am frühen Nachmittag kommt ein weiterer Katamaran angefahren, von Segeln kann nicht die Rede sein bei dem lauen Lüftchen. Es handelt sich um die Mithril von Roy und Madeleine aus NewHaven in England http://blog.mailasail.com/mithrilsv, eine wunderschöne Prout 46, eine der letzten, die gebaut wurden. Die Mithril hat im Oktober/November ebenfalls in Deltaville in der Sting-Ray Werft gelegen. Roy und Madeleine haben das gesamte Unterwasserschiff überholt und neu gestrichen. Ich fahre mit dem Dinghi zu den beiden rüber und wir tauschen die aktuellen Pläne aus. Das geht natürlich nicht ohne ein Bier, und als ich nach der ersten Flasche wieder zu JABULO zurück fahren will, fängt es an zu schütten. Die zweite Flasche Bier muss her, bis der Regen aufhört, wird es noch eine dritte. Während der Dinghi-Überfahrt zu JABULO erfülle ich sicherlich die Kriterien für Trunkenheit an der Pinne, aber hier kontrolliert keiner und man sieht das mit dem Alkohol ohnehin eher gelassen.

Zurück an Bord erfahre ich, dass ich einen Delphinauftritt verpasst habe, ein einzelnes Tier ist neugierig um unser Schiff herum geschwommen. Das Wetter entwickelt sich immer mehr in Richtung Totalstillstand mit starker Bewölkung, aus der es hin und wieder leicht regnet. Wir befinden uns offensichtlich in einer toten Zone zwischen zwei Wettersystemen. Kurz vor Sonnenuntergang entscheide ich, heute Abend nicht loszufahren, wir müssten für unabsehbare Zeit motoren. Um den Abend zu retten, fahren Andi und ich mit Klein-Jabulo noch einmal an Land, parken das Dinghi direkt vor dem lokalen Schnapsladen und besorgen Rum und Wein für einen gemütlichen Abend. Auf einem verlassenen Grundstück, direkt am Strand, finden wir noch einen Bananenbaum, deren Früchte kurz vor der Reife stehen. Wir nehme eine Staude mit, in den nächsten Tagen haben wir frisches Obst.

06. Februar, Dienstag New Bight => Concepcion Island 49 nm

Heute geht es endlich los. Auch wenn um 06:00 Uhr bei beinahe völliger Dunkelheit noch Windstille herrscht, lichten wir den Anker und fahren mit einem Motor langsam in den Morgen hinein, im Osten beobachten wir das immer wieder schöne Schauspiel des Sonnenaufgangs.

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Segelsetzen im Morgengrauen

Die spiegelglatte Wasserfläche zeigt bald erste Katzenpfötchen, es kommt Wind auf. Zwar dauert es noch fast zwei Stunden, bis wir unter Maschine um die Südspitze der Insel herum sind, dann haben wir aber endlich Wind von bis zu echten 15 kn.

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Mit den Sonnenstrahlen kommt der Wind

Wir segeln mit einem Reff im Groß mit um die 8 Knoten Geschwindigkeit so hoch am Wind, wie es geht. Andreas und Andi basteln aus der in New Bight erstandenen Nylonleine und Haken eine provisorische Angel und hängen die Leine hinten raus. Mal sehen, ob wir heute Abend Fisch auf dem Tisch haben werden.

Die Wellen werden immer rabiater, weil wir jetzt aus dem Schutz der Insel heraus sind, JABULO fährt zwar mühelos dagegen an, die voll gesetzte Genua speist das trotz Reff immer noch bestimmt 50 m2 messende Großsegel optimal und die Wellen können uns kaum verlangsamen. Man merkt aber, dass das Schiff hart arbeitet, unter dem Brückendeck gibt es Wasserschläge wie mit dem großen Dampfhammer. Ich schaue permanent nach dem Kurs, der Wind dreht langsam immer weiter rück nach Norden, wir können den Kurs nach Clarence Town nicht anliegen. Einen anderen vernünftigen Ankerplatz gibt es auf der Ostseite von Long Island aber nicht. Was tun?? Während ich hin und her überlege und Entfernungen abstecke, tauchen plötzlich von Backbord achtern Delphine auf. Die ersten setzen sich direkt vor die beiden Büge und lassen sich von JABULO mitziehen. Es kommen immer mehr hinzu, bis wir zwischen 20 und 30 Tiere vor uns haben. Das Spiel geht fast 10 Minuten so, dann werden es langsam weniger, bis nur noch ein paar vereinzelte Exemplare bei uns bleiben. Ich habe den Eindruck, dass es sich bei den verbleibenden Tieren um Heranwachsende handelt, die gern noch ein wenig spielen möchten. Sie sind relativ klein und werden einer nach dem anderen von einem erwachsenen Tier überholt und dann seitlich in Richtung der Herde abgedrängt bzw. umgeleitet. Bald sind wir wieder alleine. Bisher haben die Angelversuche außer Seegras keine Beute erbracht, beim zweiten Versuch ist denn der Haken verschwunden, ob abgebissen oder abgerissen, ist nicht feststellbar.

Ich habe mich entschlossen, nicht weiter nach Süden zu laufen, sondern die nächst gelegene Insel, Concepcion Island, anzulaufen, die knappe 10 Meilen Backbord querab liegt. Wir bergen die Segel und laufen unter Motor die Strecke genau gegen den Wind zu einem der auf der Karte markierten Ankerplätze. Beim Näherkommen sehen wir, dass dort  bereits eine große Motoryacht und zwei weitere Segler liegen. Concepcion Island entpuppt sich als Glückstreffer, ein herrlicher Sandstrand liegt vor einer Korallenfelsenküste, im Norden schäumt die weiße Gischt der vom offenen Atlantik um die Nordspitze hereinbrechenden Wogen über flache Korallenbänke.

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Conception Island mit den schönsten Strand der Bahamas

Ein paar Hundert Meter vor dem Strand lassen wir den Anker auf ca. 5 m Tiefe fallen. Hier ist es sicher und das Schiff liegt fast völlig ruhig. Da es später Nachmittag ist, ist Schwimmen angesagt und das Dinghi wird zu Wasser gelassen. Für heute bleiben dennoch alle an Bord. Andreas versucht erneut sein Anglerglück mit Wurst- und Brotstücken, aber ohne Erfolg. Die Köder werden schön vom Haken abgefressen, aber kein Fisch will anbeißen.

 

Wegen der benachbarten Motoryacht brauchen wir keinen Film als abendliche Unterhaltung, dort gibt es genug Action. Bis kurz vor Sonnenuntergang ist offensichtlich eine Strandparty im Gange, wir können diverse Motorboote und Jet-Skis dort ausmachen. Jetzt ist die Crew dabei, die Reste zusammen zu räumen und alles wieder an Bord zu bringen. Die Jet-Skis werden mit einem Kran aufs Oberdeck gehievt, die Motorboote an Leinen am Heck befestigt. Für die Eigner und deren Gäste wird sicherlich gerade das Dinner zubereitet und serviert.

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Eine Motoryacht als Nachbar

Wir vermuten, dass die Yacht am späten Abend den Anker lichten und über Nacht zum nächsten Ziel auslaufen wird. Und richtig, abends um 21:00 Uhr beobachten wir, wie das größte der Beiboote diverse, immer größer werdende Kreise um die Yacht zieht. Offensichtlich erkundet man die Wassertiefen, dann wechselt die Lichterführung der Yacht von Ankerlicht auf Maschinenfahrt und sie verlässt, geführt vom Tenderboot, Concepcion Island. Bei uns geht es nicht ganz so vornehm zu, wir müssen unser Essen selber kochen, es gibt die Reste der gestrigen Kürbissuppe mit Brot als Beilage.

07. Februar, Mittwoch, Concepcion Island

Angesichts des herrlichen Strandes haben wir bereits gestern beschlossen, hier einen Tag zu bleiben. Nach dem Frühstück besteigt die Crew mit Flossen und Schnorchel Klein-JABULO und fährt auf die Insel. Ich koche Nudeln für den versprochenen Nudelsalat und setze die dazugehörige Sauce an. Dann putze ich meinen Wohnbereich, der es dringend nötig hat. Ich versuche mich an der ersten Planung für die weitere Routenführung, die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes. Anschließend nehme ich mir eine Auszeit ohne Crew mit Lesen; Internet und Telefonverbindung gibt es hier nicht. Nachmittags kehrt die Mannschaft mit Sonnenbrand, Kokosnüssen und Begeisterung über das Erlebte zurück. In den Korallen konnten sie beim Schnorcheln diverse Fische und andere Meerestiere beobachten, darunter einen Rochen. Der Nudelsalat ist im Kühlschrank gut durchgezogen und mit Würstchen haben wir eine prima Mahlzeit.

Andreas versucht weiterhin zu angeln, einige Fische kommen zum Köder, knabbern ihn ab und verschwinden wieder. Nach einiger Zeit ändert sich das Bild, ein ca. 2 m langer Hai lässt sich anlocken und dreht seine Runden unter JABULO, sein Putzerfisch ist so unvorsichtig, unseren Haken zu schlucken. Den wollten wir gar nicht fangen, seinen großen Freund allerdings auch nicht. Andreas versucht, den Haken aus dem Maul des Putzerfisches zu befreien, unmöglich, der Widerhaken ist zu groß. Der kleine Fisch muss leider mit einem Schlag auf den Kopf dran glauben. Jetzt können wir ihn zumindest als Köder verwenden. Kaum hängt er wieder im Wasser, schnappt der Hai einmal zu, und der Haken mitsamt Köder ist verschwunden, die Leine glatt durchgebissen. Zum Glück, kann man sagen, denn einen derartig großen Fisch hätten wir nie und nimmer fangen können. Eigentlich wollte Andrea noch ein wenig schwimmen gehen, aber angesichts des immer noch um JABULO zirkulierenden Hais muss dieser Programmpunkt bis auf Weiteres entfallen. Wir verbringen stattdessen einen ruhigen, stimmungsvollen Abend mit der erstaunlich großen Anzahl von Balladen der Scorpions und anderer Hardrock-Bands.

08. Februar, Donnerstag, Concepcion Island => Clarence Town 60 nm

Von hier aus sind es noch 60 Seemeilen bis Clarence Town, die 10 Meilen ostwärts unter Maschine haben die nötige Höhe gebracht. Wir können bei dem aktuellen Ostsüdostwind von 15-18 kn auf einer geraden Linie mit exakt 170° Kurs dorthin rauschen. Wir brauchen bis zum Ankern etwas über 8 Stunden, d.h. wir segeln mit knappen 8 kn Durchschnittsgeschwindigkeit und das hoch am Wind. Wie schon vorgestern steht uns eine harte Welle entgegen, aber die Kraft der Segel ist so groß, dass JABULO einfach durch die Wellen durchgedrückt wird, ohne an Fahrt zu verlieren.

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Eher Clarence Village als Clarence Town

Clarence Town ist für das kleine Dörfchen ziemlich hochgestapelt, es gibt eine kleine, allerdings moderne Marina, einen kommerziellen Anleger für Versorgungsschiffe und ein paar Häuser, das ist alles. Die in den Karten eingezeichneten Ankerplätze sind im Grunde nur die wenigen tieferen Sandplätze innerhalb einer durch Riffe vor den Wellen geschützten Bucht. Der Wind kann völlig ungehindert angreifen. Um 15:00 haben wir einen Ankerplatz mitten in der Bucht gefunden, ungefähr eine halbe Meile vom Land entfernt. Wiederum bin ich heilfroh, den ROCNA-Anker zu besitzen, der ist quasi unsere Lebensversicherung an solch offenen Plätzen.

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Auf der Karte sieht die Bucht ja schön geschützt aus, aber…..

Hier haben wir zum Glück wieder eine gute Telefonverbindung und damit Internet. Mit den neuesten Wetterdaten versuche ich mich erneut an der weiteren Routenplanung. Es sieht nicht gut aus. Neben uns liegen zwei weitere Katamarane, die wohl auch auf besseres Wetter warten.

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die Wirklichkeit ist so !!! Allkes offen!!

Unter Land befindet sich noch eine Einrumpfyacht. Wir müssen das Beste aus der Situation machen und das ist heute Abend der Rest Nudelsalat mit Thunfisch und Sardinen. Zur allgemeinen Stimmungsaufhellung schauen wir den Film „Mein Partner mit der kalten Schnauze“ mit James Belushi als Polizeidetektiv und einem eigenwilligen Schäferhund als sein Partner.

09. Februar, Freitag, Clarence Town

In Clarence Town soll es laut Segelhandbuch einen gut bestückten Supermarkt geben. Unsere Vorräte gehen zur Neige und da wir von hier aus den großen Sprung auf die BVIs unternehmen wollen, steht ein letzter Großeinkauf auf den Bahamas an. Die Einkaufsliste ist schnell erstellt, die Crew setzt über an Land, es ist fast eine halbe Meile bis dorthin.

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Voller Hoffung auf einen guten Einkauf geht es an Land

Sie kommen bald mit leeren Händen zurück, die Information im Segelführer stimmt nicht. Der nächste Supermarkt ist 50 km entfernt, ohne Leihwagen kommen wir dort nicht hin. Immerhin gibt es direkt neben der Marina ein Restaurant, heute Abend gibt es ein Büfett, für das die Mannschaft uns angemeldet hat.

Während des Landausflugs der Crew habe ich zwei vorläufige Routen geplant, auf denen wir zu den BVIs gelangen können. Eine Variante ist rot, die andere grün, beide umfassen ca. 1000 Meilen.

Routenplanung

Zuerst einmal steht fest, dass wir  bis mindestens nächsten Dienstag festsitzen, der Wind soll bis auf 25 kn zulegen und mehrere Tage so stark bleiben. Die direkte Entfernung zu den BVIs beträgt 650 Seemeilen, die verschiedenen Varianten gegen den Wind machen daraus locker 1000 und mehr Meilen. Wir können einmal weit nach Norden ausholen, um aus der starken Ostströmung rauszukommen. Allerdings müssten wir dazu 400 Meilen nach Norden in den offenen Atlantik ausholen. Die andere Variante wäre ein echtes Aufkreuzen zwischen den verschiedenen Inselgruppen mit der Möglichkeit für den einen oder anderen Ankerstopp. Noch kennen wir die Windentwicklung nicht und müssen warten.

Da ich keine Lust zum Essengehen habe, bleibe ich an Bord, während die Crew an Land übersetzt. Ich koche eine große Portion Chili Con Carne, für mich heute Abend und für morgen für alle. Dann sehe ich mir aus gegebenem Anlass eine Fernsehdokumentation über Wilfried Erdmann an, in der es um seine Weltumsegelung gegen den Wind geht. So brutal, wie er es erlebt hat, will ich es lieber nicht versuchen.

Spät abends kommt die Mannschaft halbnackt und klitschnass, aber satt und lustig, vom Büfett zurück. Mit Klein-JABULO gegen 20 kn Wind und Welle anzufahren, lässt keinen Faden am Leib trocken. Deshalb haben sie sich am Kai bereits ziemlich weit ausgezogen, die Kleider im wasserdichten Gepäckbeutel verstaut und sich auf den nassen Rückweg gemacht. Ich hatte das nicht anders erwartet und mit dem Steuerbordmotor ausreichend Warmwasser für eine Dusche für jeden bereitet. Trotz der unangenehmen Rückfahrt hatten alle einen schönen Abend, es gab unter anderem Spanferkel, was hier ja eher selten ist.

10. Februar, Samstag, Clarence Town

Während der Nacht frischt der Wind auf über 20 kn auf, vorsichtshalber habe ich gestern Abend schon im OPEN-CPN einen Ankeralarm eingerichtet. Um 06:30 werde ich wach, ich habe geträumt, das Dinghi wäre abgetrieben. Ein Kontrollgang ergibt, es ist noch da und auch der Anker hält einwandfrei, ich gehe beruhigt wieder schlafen. Um halb neun weckt Sabine mich aufgeregt, das Dinghi treibt ab, und Andreas schwimmt hinterher um es zu retten. Aufgrund meines Traumes begreife ich erst nicht, was los ist, ist das wieder ein Traum??? Ich sprinte an Deck, tatsächlich ist Klein-Jabulo schon ein paar Hundert Meter entfernt. Also beide Motoren an, Andi, Sabine und Andrea müssen nach vorne, den Anker aufholen. Kaum ist er frei, drehe ich JABULO um 180° und fahre mit 2.000 Touren und 6 Knoten in Richtung Dinghi, zum Glück ist keine Untiefe dazwischen. Zuerst müsste ich eigentlich Andreas retten, doch er winkt mir zu, weiterfahren, er kann noch eine Weile schwimmen. In der Fahrrinne zur Marina holen wir das Dinghi ein, ich blockiere mit einer Drehung den Weg, damit es nicht weiter treiben kann. Zum langen Rumfummeln bei Einfangversuchen mit dem Bootshaken haben wir keine Zeit, das Riff ist zu nahe dran. Andrea muss ins Wasser springen und die Festmacherleine des Bootes greifen. Ich bringe die Maschinen in Leerlauf, damit die Schrauben nicht mehr drehen, Andrea hangelt sich an JABULO entlang und kann problemlos den Haltegriff an der Heckplattform greifen. Andi zieht sie an Bord und befestigt die Dinghi-Leine. Ich kuppele wieder ein, nur weg vom Riff, um Andreas aufzufischen. Auch das Manöver gelingt, wir fahren direkt vor den kommerziellen Anleger und ankern dort in der Einfahrt, um die Einkaufstour zu vereinfachen.

Was ist passiert??? Andreas wollte das Wasser aus dem Dinghi herauspumpen, das noch von der gestrigen Rückfahrt darin stand. Ob er dabei aus Versehen den Kopfschlag gelöst oder die Leine sich alleine befreit hat, ist nicht mehr festzustellen. Sein Versuch, das Dinghi schwimmend zu erreichen, war gut gemeint, aber bei dem Wind treibt ein Boot derart schnell ab, dass auch ein guter Schwimmer keine Chance hat. Und wieso habe ich ausgerechnet an diesem Tag einen Traum, der mir sagt, das Beiboot treibt ab???? Sehr merkwürdig!!

Nach dem Frühstück setzt die Crew über an Land, ich kann JABULO nicht verlassen, falls eine Fähre kommt, muss ich hier weg. Mit einem für ein paar Tage gemieteten Leihwagen wird der Einkauf erledigt, als am Nachmittag alles wohlbehalten an Bord ist, fahren wir wieder zurück an unseren alten Ankerplatz eine halbe Meile draußen. Was für ein Tag, aber es sollte noch schlimmer kommen. Ich habe bereits irgendwo in diesem Blog erwähnt, dass ich in letzter Zeit immer wieder Herzrhythmusstörungen gehabt habe. Der Stress von heute Morgen hat dem wohl noch eins oben drauf gesetzt. Der Sundowner ist gerade in der Mache (noch nicht getrunken), da überfällt mich plötzlich starker Drehschwindel und ich kann die Bilder beider Augen nicht mehr zur Deckung bringen. Kurzzeitig habe ich Probleme, Worte zu artikulieren, weil ein Teil der Gesichtsnerven nicht reagiert. Nach ca. 15 Minuten wird es besser, nach einer halben Stunde sind die Symptome wieder verschwunden. Telefonische Konsultationen mit den Ärzten in Kathrins Familie und Recherchen im Internet ergeben, dass ich wohl eine Vorstufe eines Schlaganfalls, einen sogenannten TIA, erlitten habe. Prima, und das hier am A… der Welt. Momentan kann ich nichts tun, am Montag werde ich die hiesige Inselklinik aufsuchen.

Auf den heutigen Sundowner verzichte ich vorsichtshalber, jedoch nicht auf das Abendessen mit Chili Con Carne. Zur Aufheiterung der etwas geknickten Mannschaft sehen wir uns den Film „Die Götter müssen verrückt sein“ an. Dann stelle ich wieder die Ankerwache am Computer ein, wir haben mittlerweile 28 Knoten Wind.

11. Februar, Sonntag, Clarence Town

Da es an Land nichts wirklich Interessantes gibt, bleiben alle an Bord und verbringen einen faulen Tag mit gelegentlichem Schwimmen. Trotz des starken Windes scheint die meiste Zeit über die Sonne, ich lasse den Wassermacher den ganzen Tag laufen, um für unseren großen Schlag volle Wassertanks zu haben.

4 Kommentare zu „KW 06, ab 05. Febr.“

  1. Hey, was machst du denn? Bisschen durchhalten musst aber noch. Nicht jetzt schon schlappmachen.
    Freut man sich Neues zu lesen und dann das *tztztz*. Drück dir die Daumen, dass es gut geht bis du wieder in D bist.

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    1. Hallo Holger,
      es freut mich, dass Du mitliest, wo es mich so hintreibt. Wir sind jetzt in der DOM REP und es geht mir wieder gut. Mal sehen, was die geballte deutsche Medizin im April rausfindet. Gruß Uwe

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  2. „Vorstufe eines Schlaganfalls“… hört sich ja nicht so toll an, und die Reise geht eigentlich gerade erst richtig los. Von meiner Seite die besten Wünsche und dass du wie geplant weitersegeln kannst. Gruss, Michael

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    1. Hallo Michael,
      ich kenne mehrere Michaels, aber Deine Mailadresse sagt mir nichts. Welcher Michael Du auch immer bist, danke für deine Wünsche. Es geht mir wieder gut und im April gibt es eine intensive Untersuchung zu Hause.
      Gruß Uwe

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