KW 24, ab 12. Juni

12.-15. Juni 2017 Montauk

Wir bleiben für ein paar Tage an unserem Platz liegen, das Wetter ist meistens sonnig, der Wind mäßig. Wir gehen mehrmals an Land in verschiedene Marinas, um ein offenes Internet zu finden und nach einem Waschsalon zu suchen, aber alle Marina-Netze sind nur für zahlende Liegeplatzinhaber offen und die Waschmaschinen erordern eine US-Kreditkarte.

Das Dorf Montauk ist ca. 5 km entfernt, im Reiseführer steht etwas von einem öffent-lichen Bus, der vom Hafen dahin fährt, aber niemand der von uns Gefragten kann uns sagen, wann und wo der abfährt. Schließlich bietet uns einer der Marina-Angestellten an, dass wir mit ihrem stündlich verkehrenden Shuttle-Bus mitfahren können. Wir holen unsere Wäsche und ab geht es zum Laundromat in Montauk. Der Busfahrer fährt uns bis vor die Tür, dann merken wir, dass der Laden ausgerechnet heute geschlossen hat. Der hilfsbereite Fahrer weiß Rat. Er bringt uns zu dem Wohnheim der Marina-Angestellten, dort sind im Keller mehrere münzbetriebene Waschmaschinen, die wir benutzen dürfen. Wir packen zwei Maschinen voll und spazieren in den Ort, bis die Wäsche fertig ist.

Montauk ist auch ein typischer Ferienort wie bei uns die Seebäder, jede Menge Hotels und Pensionen direkt hinter den Dünen, jede Menge Läden für T-Shirts, Sonnenbrillen, Schmuck, Andenken, dann gibt es Konditoreien, Obstgeschäfte, die obligatorischen Banken und Immobilienhändler, und natürlich ist man nie weiter als 50 m von einem Fast-Food entfernt. Wir leisten uns einen sogenannten Sundae, das ist ein Eisbecher mit einer oder mehrerer frei zu wählenden Sauce. Alles ist ziemlich süß und wie immer, riesig. Zu guter letzt kaufen wir noch ein wenig Obst und Brot.

Nachdem wir die Wäsche aus den Automaten geholt haben warten wir vor dem Wohn-heim, das früher ein Hotel unter dem immer noch an der Wand prangenden Namen Malibu Beach war, auf den Shuttle-Bus. Auf den Treppen und Balkonen hängen lauter junge Leute rum, praktisch alle sind schwarz. Ein paar hispanisch und ein paar asiatisch aussehende sind auch dabei. Insbesondere die Schwarzen sehen genauso aus und sind genauso gekleidet wie man es aus den US-Krimiserien kennt, der Eindruck wird durch die laut spielende Rap-Musik noch verstärkt. Der Bus bringt uns wieder zur Marina, auf JABULO hängen wir die Wäsche zum Trocknen auf und JABULO sieht aus wie über alle Toppen geflagggt.

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Über alle Toppen geflaggt

Am letzten Tag im Montauk Lake bringe ich Andreas zum gegenüber liegenden Ufer, er will eine längere Wanderung auf dem im Ortsplan eingezeichneten Wanderweg unter-nehmen. Ich bleibe an Bord und schreibe an diesem Tagebuch weiter. Nach ein paar Stunden funkt er mich auf Kanal 71 an und will an derselben Stelle wieder abgeholt werden. Leider war es nicht so weit her mit dem Wanderweg, der Weg ist eine Straße und seitlich zu den Stränden ist fast überall Privatgelände, sodass er nicht viel ans Wasser konnte. Immerhin ist er schwimmen gegangen, auch wenn das Wasser noch recht frisch war. Am Abend machen wir alles für die Weiterreise klar, wir wollen morgen früh losfahren.

16. Juni 2017 Von Montauk nach Newport, 40 nm

Wir haben immer noch den seit Tagen vorherrschenden Südostwind in Stärke 4, der soll laut Windfinder auch so bleiben, also nichts wie los. Um 08:00 Uhr motoren wir aus Montauk Lake hinaus und setzen wieder nur das Vorsegel. JABULO läuft bei halbem Wind um die 6 Knoten den idealen direkten Kurs von 45° zum Ziel. Die See ist ziemlich ruhig, wir richten uns auf eine gemütliche Überfahrt von ca. 8 Stunden bis zum Ankern in Newport ein.

Bereits nach 2 Stunden nimmt die Bewölkung langsam zu, am Mittag ist alles dicht und der Wind dreht allmählich immer weiter rück und wird dann auch noch schwächer, wir müssen auf den anderen Bug gehen. Der Südwest ist aber so schwach, dass wir gegen den Strom kaum vorankommen. Trotz der Windabschwächung wird die See immer ungemütlicher. Irgendwie muss vor uns stärkerer Wind gewesen sein oder dort sogar noch herrschen. Woher kommt sonst diese Welle?

Der Wind dreht weiter in alle möglichen Richtungen, wir holen das Vorsegel ein und wollen solange mit Motor weiterfahren, bis sich die Windsituation geklärt hat. Das ist auch bald der Fall, der Wind pendelt sich auf Nordwest ein, kommt also genau entgegen. Wir haben erst knapp die Hälfte der Strecke geschafft. Angesichts des immer schlechter werdenden Wetters und immer höher werdenden See hat es keinen Sinn unter Segel dagegen anzukreuzen. Selbst mit Motor kommen wir gegen Wind und Welle nur langsam mit 4 Knoten über Grund voran.

Gegen 15:00 Uhr haben wir den Leuchtturm von Point Judith backbord querab. Es regnet kontinuierlich und die Sicht ist sehr schlecht, die Wellen erreichen bis zu 2 m, JABULO wird mächtig hin- und hergeworfen. Da wir schräg gegen die Wellen fahren, klettern wir jeden Wellenberg hinauf und fallen dann ins Tal runter, dass es unterm dem Brücken-deck manchmal richtig kracht. In den letzten beiden Stunden sind uns dennoch mehrere Segler entgegen gekommen, die den für sie günstigen mittlerweile westlichen Wind nutzen, um in den Long Island Sund einzulaufen. Ab dem Leuchtturm ändern wir den Kurs langsam Stück für Stück mehr nach Norden, der Wind dreht weiter auf Südwest und die Wellen kommen jetzt fast ganz seitlich und sind teilweise so stark, dass das Wasser über das ganze Schiff wäscht. Wir sitzen aber im auf drei Seiten geschlossenen Cockpit gut geschützt im Trockenen.

Es dauert noch fast zwei Stunden, bis wir in den östlichen Arm der Narragansett Bay einlaufen, der vor der aus Südwesten heranrollenden See schützt. Das Wasser wird ruhiger, der Wind bleibt aber um die 16 Knoten aus Südwest. Laut Handbuch werden die Ankerplätze in Newport vom Hafenmeister zugewiesen, ich versuche ihn, auf Kanal 9 anzufunken, wie es dort steht, erhalte aber keine Antwort. Wir suchen uns selbst einen Platz in dem kostenfreien Ankerfeld, wo bereits jede Menge Schiffe liegen. Bei dem starken Wind schlagen die ersten beiden Versuche fehl, der Anker fasst nicht.

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Newport im Nebel

Dann klappt es doch und wir sind gerade am Aufklarieren, als der Hafenmeister mit seinem Boot dicht an uns vorbeifährt. Ich signalisiere ihm, er kommt sofort hergefahren und bestätigt, dass wir hier bis zu 2 Wochen liegen dürfen. Er überreicht uns noch einige Informationsbroschüren über den Hafen von Newport, dort steht, dass er auf Kanal 16 kontaktiert werden kann, und wünscht uns einen schönen Aufenthalt.

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Schwojen am Anker

Mittlerweile ist es kurz nach sechs Uhr abends, der Regen wird zwar weniger, aber der Wind bleibt. Mir ist es deshalb nicht geheuer und ich kontrolliere immer wieder unsere Position auf dem Kartenplotter, aber der Anker hält sicher. Der Südwestwind wird uns in gleicher Stärke noch bis zum Abend des 21. Juni erhalten bleiben.

17. Juni 2017 Newport

Per Threema sende ich meiner Tochter Isabelle einen Geburtstagsgruß mit einem Foto unseres Honigspenders in Bärenform. Nach dem Frühstück machen wir Bestandsauf-nahme unseres Proviants. Wir müssen dringend wieder einkaufen, unsere Vorräte an frischem Obst und Gemüse, Brot und Wein sind fast erschöpft. Außerdem will ich endlich das schon lange auf der Beschaffungsliste stehende Radio besorgen, damit wir Musik hören können. Vorher teste ich noch die im Heck eingebauten Außenlautsprecher, einer ist kaputt. Also kommen auch neue Lautsprecher auf die Liste. Dann fehlen noch ein paar Schlauchstücke zum endgültigen Einbau der elektrischen Toilette an Steuerbord.

Da ich gerade am Testen bin, betätige ich die beiden manuellen Bilgenpumpen. Auf der Backbordseite fühle ich Widerstand, es ist Wasser im Schiff. Als ich immer länger pumpen muss und immer mehr Wasser kommt, öffne ich die Bodenluke. Die ganze Bilge steht voll, ein kurzer Test ergibt, es ist Seewasser. Wie kommt das da rein?? Ich pumpe alles raus und warte ab, es kommt kein neues Wasser nach, alle sichtbaren Bodendurchführungen sind dicht, alle Schlauchanschlüsse ebenfalls. Also muss das Leck irgendwo oberhalb der Wasserlinie sein. Im mittleren Waschraum entdecken wir, dass die unter dem Waschbecken sitzenden Wanddurchführungen für Beckenablauf, Watermakerabfluss und Abfluss der elektrischen Bilgenpumpe ohne Dichtungsmaterial nur lose befestigt sind. Kann da soviel Wasser durchkommen?? Ich habe sofort auch noch das Rückschlagventil in der Bilgenleitung in Verdacht. Wir bauen alles aus und schauen uns die Bescherung an.

Die Schläuche sind alle total verhärtet und müssen ersetzt werden. Das Rückschlagventil wird zerlegt, die darin befindliche Gummiklappe ist nicht korrekt eingesetzt. Nach dem Zusammenbau funktioniert das Ventil wie vorgesehen. Alle benötigten Teile kommen auf die Einkaufsliste.

Im Internet mache ich die Adressen eines Hardware-Shops, eines Walmart und eines West- Marine- Ladens aus. Gegen 11:00 Uhr setzen wir mit dem Dinghi über zu einem für Ankerlieger wie uns extra bereit gestellten Dinghi-Docks mit Toiletten, Duschen und freiem WLAN-Zugang. Der in der Nähe gelegene Hardware-Shop hat außer ein paar Schläuchen nicht viel zu bieten. Allerdings liegt gegenüber ein Getränkeladen, in dem wir eine Flasche Rum erwerben. Wir verstauen die bisherigen Einkäufe im Dinghi und machen uns zu Fuß auf zum 3 km entfernten Walmart, auf dem Rückweg wollen wir den Bus nehmen. Der Weg führt uns am alten Hafenviertel mit seinen vielen Kneipen vorbei, dann geht es durch ein Wohnviertel mit erstaunlich vielen alten Häusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Am Stadtrand liegt der riesige Friedhof von Newport. Anscheinend werden Grabstellen hier nicht mehrmals belegt, wir finden viele Grabsteine mit Daten aus vergangenen Jahrhunderten.

Walmart liegt noch einen Kilometer weiter außerhalb an einer Hauptausfallstraße, die aber wegen Bauarbeiten gerade gesperrt ist, so dass wir zu Fuß da lang gehen können. Im Walmart frage ich an der Information, wo der West-Marine Laden sei. Eine andere Kundin versucht es mir zu erklären und bietet dann spontan an, uns dorthin zu fahren, es sind nämlich noch mal fast 2 km. Im Auto erzählt sie uns, dass sie gerade aus Deutschland zurück gekommen ist, wo sie ihre Tochter bei der Army in Ramstein besucht hat. So klein ist die Welt.

Bei West Marine finden wir alles was wir brauchen, allerdings zu den wie überall bei West Marine enormen Preisen. Es gibt allerdings ein Radio mit Bluetooth und wetterfesten Lautsprechern im Sonderangebot zu 79,90 $. Gegenüber soll es eine Bushaltestelle geben, die wir auch finden. Nur leider dauert es fast eine Stunde bis 17:00 Uhr, bis der Bus nach Newport kommt. Wir verzichten auf den Walmart-Einkauf und fahren zurück in den Hafen.

Dort ist rund um die alten Werftkais reges Treiben im Gang. An jeder Ecke finden sich Restaurants und Kneipen. Ich schlage vor, Essen zu gehen. Andreas ist zwar nicht begeistert, wir machen uns dennoch auf die Suche. In einem Restaurant mit draußen stehenden Tischen steht Hummer als Tagesangebot angeschrieben, den will ich probieren. Wir setzen uns, Andreas bestellt statt Hummer einen Burger mit Potato Chips. Der Hummer dauert ein wenig, kommt dann aber mit Kartoffelbrei als Beilage und einem Nussknacker als Hilfswerkzeug. Ich bin überrascht, wie viel Muskelfleisch in den Scheren und vor allem dem Schwanz enthalten ist und genieße es.

Später erzählt Andreas, dass er keinerlei Wert auf gepflegtes oder sagen wir gehobenes Essen legt, das ist nicht seine Welt. Zu Hause geht er niemals essen, wenn es hoch kommt, bestellt er sich mal eine Pizza bei einem befreundeten Kneipier. Ich hatte schon bei unseren Bordmahlzeiten gemerkt, dass er einfach nur satt werden will. Dinge wie ein optisch ansprechend arrangierter Tisch sind ihm völlig egal. Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.

sdr
Die Szene-Bar in Newport

Nach dem Essen besuchen wir noch eine gegenüberliegende Bar und nehmen einen Drink unter lauter jungen Leuten, die sich hier wohl auf den weiteren Abend vorwärmen. Es ist nach 19:00 Uhr und langsam flanieren immer mehr Leute im Ausgeh-dress an uns vorbei, es ist schließlich Samstagabend. Es wird kalt und wir laufen ziemlich müde zum Dinghi zurück, an Bord trinken wir unseren ersten T’i Punch.

18. Juni 2017 Newport

Der Sonntagmorgen ist kalt und unfreundlich mit Nebel im gesamten Hafen. Wir amüsieren uns fast 3 Stunden damit, das Radio und die neuen Lautsprecher einzubauen. Das dauert so lange, weil wir die Kabel mühsam durch irgendwelche Verkleidungen verlegen müssen. Die vom Vorbesitzer abenteuerlich verlegten Lautsprecherleitungen richtig zu identifizieren und anzuschließen, ist ein Akt für sich. Aber wir kriegen es hin und haben ab jetzt Musik an Bord. Dann montieren wir noch die fehlenden Teile der neuen Steuerbordtoilette und schließen sie elektrisch an. Alles funktioniert, nur leider halten zwei Schlauchanschlüsse nicht ganz dicht, all die verschiedenen Zollmaße passen nicht zueinander, es muss noch ein Stück Schlauch mit einem kleineren Durchmesser her.

Zum ersten Mal seit dem Auslaufen in Deltaville habe ich wieder meine Herzrhythmus-störungen und bin deshalb nicht richtig fit. Andreas fährt deshalb am frühen Nachmittag alleine mit dem Dinghi zum Einkaufen bei Walmart. Inzwischen wissen wir ja, wo die Busse halten. Ich ruhe mich aus, lese ein wenig und schreibe ein paar Zeilen für diesen Blog. Der Nebel wird immer stärker, ich kann kaum noch die benachbarten, nur 50 m entfernten Yachten erkennen. Andreas findet aber souverän den Weg zu JABULO zurück.

Bei dem Wetter nützen die besten Solarzellen kaum etwas, am Abend sind die Batterien bei knapp unter 90% Ladung. Wir verbrauchen jeden Tag so etwa 15-20% der Nenn-kapazität, das sind 120-160 Ah. Bei Sonne kommt das locker wieder rein, aber jetzt??

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