KW 23, ab 05. Juni

05. Juni 2017 Atlantic City

Wenn wir nun schon mal in der Marina liegen, wollen wir den Tag nutzen, um noch etwas mehr von Atlantic City zu sehen und einen Hardware-Store aufsuchen, um dort evtl. die verdächtigen Benzinanschlüsse des Dinghi-Motors zu besorgen. Nach dem Frühstück machen wir uns zu Fuß auf den Weg zur längsten befestigten Strandpromenade der Welt. Der Reiseführer schreibt dazu: 

Atlantic City ist nach Las Vegas die zweitgrößte Zockermetropole der USA. Die am Boardwalk, der 8 km langen Holzpromenade, aufgereihten Kasinos verstehen es, den jährlich 27 Millionen Besuchern auch noch den letzten Dollar aus der Tasche zu ziehen. Das Trump Taj Mahal ist das prunkvollste unter ihnen, auch wenn im Inneren der Riesen-Spielhölle längst der Lack ab ist. Rikschas in Strandkorbform bringen die meist ältere Kasinokundschaft von einem Ende des Boardwalks zum anderen. Dort erwuchs dem Baulöwen Trump Konkurrenz, vor allem in Form des marmorstrotzenden Caesars, das direkt am Million-Dollar-Pier liegt, der 1906 in Form eines Ozeandampfers erbaut wurde.

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Soweit wir das beurteilen können, sind die riesigen Paläste alle geschlossen, die dazugehörigen Parkhäuser, die sich mehrere Fußballfelder groß über 10 oder mehr Etagen erstrecken, sind leer. Auf dem Boardwalk treffen wir vereinzelte Touristen, im Allgemeinen herrscht gähnende Leere. Auf den Bänken sitzen immer wieder offensichtlich Obdachlose, die ihre gesamte Habe in Taschen neben sich liegen haben.

Aber immerhin haben genügend kleine Fast-Food-Läden, Cafes und Bars geöffnet, so dass man niemals weiter als 50 m von einer Nahrungsquelle entfernt ist. Nach ca. 3 km finden wir eine einladende Bar auf der Strandseite des Boardwalks, leider ist noch geschlossen, Wir promenieren noch etwas weiter und biegen dann nach rechts in Richtung Stadt ab. Dort rechts irgendwo soll laut Navi-App der Hardware-Store sein. Kaum sind wir zwischen zwei der Hotels hindurch, bietet sich ein anderer Anblick.

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Dieses Schild ist sicherlich ernst gemeint

Links und rechts der Straße finden sich völlig herunter gekommene Wohnhäuser und teilweise abbruchreife Billigläden.  Es liegt Müll in den Vorgärten und Einfahrten herum und die elektrische Verkabelung spottet jeder Beschreibung.

Nach 3 Blocks kommen wir an einem kleinen Buchladen vorbei, der gebrauchte Bücher anbietet, ich gehe rein und von wegen klein, erstrecken sich die bis zur Decke reichenden Regale noch zig Meter nach hinten in eine ehemalige Lagerhalle. Dort müssen Millionen Bücher lagern, ich suche mir zwei Stück aus und bezahle bei einem Kassierer, der so fett ist, dass von seinen in riesigen Shorts steckenden Oberschenkeln die Hautlappen links und rechts herunterhängen und den Hocker verbergen. Die Szene könnte sich so auch in einem Hollywood-Film abspielen, ich erwarte geradezu, dass hinter einem der Regale ein Schwarzer mit der Pump-gut hervorkommt.

Der im Internet beschriebene Hardware-Laden hat anscheinend seit langem geschlossen, also sind wir wieder nur lange erfolglos gelaufen. Für den Rückweg bleiben wir an der parallel zum Boardwalk verlaufenden Hauptstraße, hier reiht sich Imbissbude an Bars, Waschsalons, Telefonläden und dazwischen immer wieder winzigen Lebensmittelläden. Alles ist ziemlich verwahrlost, einzig die Banken und einige offizielle Gebäude machen einen normalen Eindruck. Auf halbem Wege, zur Rechten sehen wir die Rückfassade des Cesars, findet sich plötzlich ein riesiges Outletcenter mitten in der Wohngegend. Die Kunden der Kasinos sollen ja schließlich auch tagsüber Gelegenheit haben, ihr Geld los-zu werden. Für dieses Outletcenter wurde wohl ein ganzes Quartier abgerissen. Anders als bei uns ist das Outletcenter nicht wie eine große Fußgängerzone aufgebaut, sondern verfügt über mehrere im Inneren liegende Parkhäuser, sonst müsste der Kunde ja mehr als hundert Meter am Stück laufen, was in den USA anscheinend unzumutbar ist.

Wir besorgen noch was zum Essenkochen und ein paar Bananen, dann schleppen wir uns zurück zur Marina, für heute reicht es mit dem Laufen. Atlantic City reicht uns auch, morgen werden wir weitersegeln. Ich bezahle die Liegegebühr von moderaten 66 $ und darf dafür nach das kleine Aquarium besuchen, dass sich in der Marina befindet. Viel gibt es nicht zu sehen, ein paar Rochen, Haie, Schildkröten und eine Anakonda, dazu ein paar Krebse und Hummer. Das WLAN will mich nicht mehr reinlassen, als verlegen wir unseren Wohnsitz wieder nach draußen unter die Brücke und ankern dort für die Nacht. Der Außenborder läuft immer noch nicht richtig.

06. Juni 2017 Von Atlantic City nach Barnegat Light, 35 nm

Um kurz nach zehn passieren wir die Ansteuerungstonne von Atlantic City, der Wind kommt uns mit ca. 10 Knoten schräg von vorne, es hat keinen Zweck dagegen ansegeln zu wollen. Wir motoren die 35 Meilen bis zum Barnegat Inlet, der einzigen für uns nutzbaren Durchfahrt durch die der Küste vorgelagerten Insel ?????. Der Segelführer warnt vor den tückischen Untiefen direkt neben dem mit Wellenbrechern geschützten Einfahrtkanal. Schon von weitem kann man sehen, wie die See sich dort bricht, wo die Wassertiefe schlagartig auf wenige Meter verringert. Aber der Kanal ist gut betonnt, im Schutz des Wellenbrechers herrscht sofort Ruhe vor den Wellen.

Wir gleiten in die gewundene ausgeschilderte Fahrrinne hinein bis kurz vor dem Ende. Dort liegt der Ort Barnegat Light mit seinem Fischereihafen, Heimatort für ein gutes Dutzend Hochseetrawler. Drei andere Segler ankern dort bereits, wir finden einen Platz ziemlich dicht am Land und nahe bei der Hafeneinfahrt. Dies ist wieder mal ein idyllischer Ankerplatz, das direkt hinter uns liegende Gelände ist bei Flut unter Wasser und kommt nur bei Ebbe zum Vorschein. In diesem Gezeitenbereich waten Fischreiher herum, die Seeadler stoßen hin und wieder herunter, um einen unvorsichtigen Fisch zu fangen. Leider wird das Wetter immer schlechter, es ist alt, deshalb verbringen wir den Abend im geschlossenen Salon und sehen uns einen  Film an.

07. Juni 2017 Barnegat Light

Nach dem Frühstück lasen wir das Dinghi zu Wasser und unternehmen eine erste Überfahrt in den Fischereihafen, wo man uns sofort wieder wegschickt, wir sollten in den Gemeindeeigenen öffentlichen Yachthafen gehen. Also drehen wir um und fahren die Meile mit stotterndem Motor auf die andere Seite der Bucht. Auch dort dürfen wir unser Dinghi nicht parken, also ziehen wir es direkt nebenan aufs Ufer und befestigen die Leine am nächsten Pfosten.

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Willkommen in Barnegat, wo der Hund begraben ist

Wir wandern ein wenig herum, aber der Ort ist so tot wie man es sich nicht vorstellen kann. Zu Fuß marschieren wir die ganze Strecke zum Fischereihafen zurück, dort ist auf der Karte ein Fischmarkt eingezeichnet. Leider hat der nur freitags und am Wochenende geöffnet. Damit die ganze Aktion nicht vollständig umsonst war, gönnen wir uns ein Eis in dem kleinen Hafencafe, dort hocken 3 Servicekräfte herum, die an diesem Vormittag mit vereinten Kräften zwei Portionen Eis umsetzen.

Generell fällt uns auf, dass in den USA überall enorm viel Personal herum- man kann sagen, lungert. Überall, auch in den großen Supermärkten stehen und gehen Angestellte, deren Aufgaben sich uns nicht erschließen. Für mich sieht das ähnlich aus wie in Kourou, wo auch überall die Arbeitslosen mit mehr oder weniger effizienten Tätigkeiten von der Straße geholt werden. Viel verdienen können diese Leute in den USA sicher nicht, kein Geschäft kann sich diesen Personalaufwand leisten. Wir beschließen, am nächsten Tag einzukaufen, es gibt einen kleinen Supermarkt im Ort, und fahren zurück zum Schiff.

Dort beschäftige ich mich intensiv mit der weiteren Reiseroute. New York ist nur noch 80-100 Meilen entfernt, was für eine Tagesreise zu weit ist. Also müssten wir vorher noch mal Station machen, das wäre praktisch nur in Sandy Hook möglich. Nach längerem Studium der Beschreibungen der New York Harbour Bedingungen wird mir immer deutlicher, dass es direkt in der Stadt nur einen kostenlosen, nicht sehr empfehlens-werten Ankerplatz gibt. Am besten wäre es, durch die Stadt unter der Brooklyn Bridge hindurch den East River rauf zu segeln, um dann im inneren Bereich des Long Island Sounds eine schöne Ankerbucht zu finden. Von dort aus kann man New York dann mit der Bahn erkunden. Die Gezeitentafel sagt mir, dass wir am 10. Juni entweder morgens um 05:00 Uhr oder dann wieder nachmittags um 17:00 den East River befahren müssten. Ich plane um, wir besuchen New York auf der Rückreise und fahren stattdessen von Barnegat über den offenen Atlantik an die Nordostspitze von Long Island nach Montauk, das sind ca. 150 nm.

08. Juni 2017 Barnegat Light

Wieder fahren wir mit dem Dinghi zum Strand und wandern erst einmal auf die andere Seite der Insel zum dortigen endlosen Sandstrand.

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Unendliche Weiten, viel Natur und keiner genießt sie

Wie auch schon in Cape May sind wir praktisch alleine. Der Supermarkt ist unglaublich teuer, wir kaufen dennoch das, was wir brauchen, denn bis Montauk gibt es keine andere Möglichkeit mehr, etwas zu besorgen. Auf dem Rückweg sehe ich in einer der Marinas einen kleinen offenen Laden mit Segelzubehör und tatsächlich finden wir dort die Handpumpe und den Benzinanschluss für unseren Außenborder.

Wieder an Bord will ich die Teile montieren, es stellt sich heraus, dass der Benzinanschluss kaputt ist, also wieder nichts gewonnen. Da wir am Freitag Fisch kaufen wollen, warten wir mit der Reklamation bis dahin.

09. Juni 2017 Barnegat Light

Wir fahren mit dem Dinghi direkt in die Marina und tauschen dort den defekten Benzinanschluss um. Andreas tankt noch einmal 3 Gallonen Benin nach. Zum Fischmarkt ist es auch nicht weit, wir kaufen ca. 1kg Schwertfischfilet und 1 Pfund Kalamares. Auch Fisch ist unheimlich teuer, über 30 $ pro Kilo. Und das ist nur der Schwertfisch, Thunfisch kommt auf das Doppelte.

Wieder auf Jabulo angekommen, baue ich den neuen Benzinanschluss ein, der Effekt ist enttäuschend, der Motor bekommt immer noch zu wenig Sprit. Ich hab keine Lust mehr, wieder rüber zu fahren, der Techniker, mit dem wir kurz über das Problem gesprochen haben, ist anscheinend auch nicht der Hellste, also lassen wir es erstmal wie es ist.

Zum Trost gibt es am Abend ein dreigängiges Menü, Avocado als Vorspeise, dann Fischfilet Müllerin Art mit Bratkartoffeln, und zum Nachtisch Dosenpfirsiche mit Joghurt. Wir bereiten alles für den morgigen Aufbruch vor und genießen endlich einen schönen klaren und sogar warmen Abend mit Vollmond, der in der Abenddämmerung direkt über dem Fischereihafen aufgeht.

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Vollmond über Fischerbooten

10. Juni 2017 Von Barnegat Light nach Montauk, 145 nm

Samstagmorgen: Um 07:00 morgens geht es los, den Kaffee machen wir, während wir unter Motor aus der Bucht herausfahren. Es ist sehr ruhig mit wenig Wind. Auf den Wellenbrechern stehen bereits um diese unchristliche Zeit etliche Angler und versuchen ihr Glück. Am Strand stehen ihre Pick-up Trucks mit aufgebauter Schlafkabine. Offen-sichtlich verbringt so mancher sein Wochenende beim Angeln, auch auf dem Wasser sind viele Petrijünger aktiv um uns herum preschen diverse Sportboote aufs Meer hinaus. Irgendwie ist es ja pervers, dass die Leute mit 200 PS hinausrasen, nur um dann stundenlang auf einer beliebigen Stelle stundenlang mit der ausgelegten Angel vor sich hin zu dümpeln.

Kurz außerhalb der Einfahrtsrinne setzen wir Segel, erst das Groß mit einem Reff, dann die Genua voll. Der Wind weht mit nur 7-8 Knoten aus Südost, JABULO macht nur 3-4 Knoten Fahrt durchs Wasser. Der Gezeitenstrom arbeitet gegen uns, zeitweilig, wenn der Wind schwächelt wissen die Segel nicht so richtig wie sie stehen sollen. Ein paar Mal drehen wir uns fast im Kreise. Nach gut 2 Stunden ist der Quatsch vorbei und der angekündigte Südwestwind mit Windstärke vier treibt JABULO genau vor sich her, wir machen jetzt stetige 6 Knoten trotz Strömung. Leider kann JABULO wegen der stark nach hinten stehenden Wanten nicht gut vor dem Wind ablaufen, der Großbaum kann nur begrenzt ausgebaumt werden, aber wir können mit dem Wind aus achterlichen 120° fast genau den Sollkurs von 55° halten. So geht es einige Stunden flott voran.

Der Wind wird immer stärker, der Windmesser zeigt 25 Knoten scheinbaren Wind. Vorsichtshalber bergen wir gegen 18:00 Uhr das Großsegel komplett und fahren mit der Genua weiter, die uns mit ebenfalls 6-8 Knoten vorwärts zieht. Mittlerweile sind wir aus der Strömung heraus, dafür legt der Wind immer noch zu und erreicht bis zu 30 Knoten in den Böen. Wir durchqueren das Verkehrstrennungsgebiet der New York Einfahrt und haben hin und wieder einen Tanker oder Frachter auf dem AIS und dann in Sicht.

Nach einigen Stunden mit Windstärken 4-6 baut sich langsam aber sicher eine unangenehme Welle bis zu 2 m auf, JABULO surft von den Wellenkämmen herunter, macht aber dennoch sehr heftige Bewegungen. Als ich gegen 19:00 Uhr unser Abendessen koche, Reis mit Schwertfischwürfeln in Erdnuss-Sauce, wird mir doch ganz schön mulmig in der Kombüse. Die Seekrankheit schlägt zu, die Schiffsbewegungen sind schon heftig, kurz und unvorhersehbar. Die Schräglage wird aber nie so, dass die Pfanne vom Herd rutscht. Wir essen auf dem Achterdeck wie zivilisierte Menschen von Tellern mit Messer und Gabel und Wasser aus Gläsern, die ebenfalls nicht verrutschen. Damit haben JABULO und wir die erste echte Seetauglichkeitsprobe bestanden.

Andreas legt sich als erster hin, ich bleibe bis 01:00 nachts als Wache im Salon, draußen ist es zu kalt, mit gelegentlichen Kontrollgängen nach draußen und Verzehr von Müsliriegeln. Auf dem innen liegenden Bildschirm sehe ich sich nähernde Schiffe über deren AIS-Signale. Dann wecke ich Andreas, der bis 05:00 morgens die Wache übernimmt. Als ich mich hinlege, fällt mir das Einschlafen wegen des Lärms der Wellen unter dem Rumpf schwer. Ich erinnere mich, dass ich auf unserer Atlantiküberquerung Ohrstopfen benutzt habe.

Als Andreas mich weckt, ist es etwas ruhiger geworden, der Wind hat nachgelassen und weht nur noch mit 10-12 Knoten, JABULO macht noch 3-4 Knoten Fahrt. Wir frühstücken kurz und Andreas legt sich noch mal schlafen. Ich bin ebenfalls todmüde, bleibe aber an Deck. Sollen wir jetzt noch das Großsegel setzen?? Wir sind bereits dicht vor der Küste von Long Island, was bringt das Segel bei dem Kurs?? Ich fahre einfach gemütlich weiter mit dem Vorsegel auf Backbord, wir haben es ja nicht eilig. So kommen wir allerdings nicht ums Eck, ich muss einmal halsen und tatsächlich kommen wir dann ohne ein einziges Segelmanöver am Mittag an der Ecke mit dem Montauk Leuchtturm in sicherer Entfernung vorbei.

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Leuchtturm von Montauk

Nach dem Leuchtturm können wir langsam immer weiter anluven und in einer schönen Kurve rauschen wir nur mit der Genua mit bis zu 8 Konten hart am Wind bis kurz vor die Einfahrt vom Montauk, wo wir das Segel einrollen.

Mittlerweile ist es Mittag geworden, der Strand ist voller Autos mit Wochenendbe-suchern, auf dem Wasser tummeln sich Wasserskiläufer, Kitesurfer und jede Menge Boote. Vorsichtig manövriere ich JABULO in die Einfahrt und folge den Tonnen bis ins Innere des Montauk Lakes. Am im Handbuch geschriebenen Ankerplatz mitten im See angekommen bläst der Wind mit bis zu 20 Knoten, das geht so nicht. Langsam fahre ich zurück, aus der Fahrrinne raus, dichter unters Ufer, wo auch ein paar andere Boote liegen. Mit 4 Fuß Wasser unter den Kielen sollte es kein Problem geben und wir bringen den Anker aus, wo er uns auch sicher die nächsten Tage festhält.

Es ist eine schöner sonniger, aber kalter Tag, Andreas springt das erste Mal während des Törns ins ca. 20° kalte Wasser. Ich kann da nicht zurückstehen, nach dem Bad haben wir ja eine warme Dusche aus dem vom Motor erwärmten Boiler.

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Ein Sprung ins kalte Wasser

Heute unternehmen wir nichts mehr, sondern beobachten von unserer Aussichtsplattform den Schiffsverkehr auf dem See. Abends brate ich die Tintenfische, dazu gibt es einen üppigen griechischen Salat.

11. Juni 2017 Montauk

Dass der Außenbordmotor nicht richtig funktioniert ärgert mich. Das muss einen Grund haben und den will und muss ich finden. Eigentlich gibt es nichts Einfacheres als einen Zweitaktmotor mit Magnetzündung, es gibt keine Elektrik, keine Einspritzung, nichts. Wir drehen das Beiboot erneut so, dass wir gut am Motor arbeiten können. Sorgsam baue ich erneut den Vergaser aus und zerlege ihn in alle Einzelteile. Es ist nichts Unge-wöhnliches zu sehen. Beim Durchpusten der Benzinzufuhrleitung muss ich wie verrückt pusten, um überhaupt etwas Luft durch zu bekommen. Ich nehme nun auch die mechanische über Unterdruck und Klappen funktionierende Benzinpumpe auseinander. Auch hier kann ich keine offensichtliche Verstopfung feststellen. Ich blase noch mal alle Kanäle durch und baue resigniert alles wieder zusammen.

Dann geht es ins Wasser mit dem Boot und beim Pumpen mit der Handpumpe fühlt es sich sofort anders an als vorher. Es baut sich Druck auf. Der Motor springt ohne Choke und ohne Stottern an. Soweit waren wir vorher aber auch schon. Ich will jetzt eine Probefahrt machen und lege von JABULO ab. Ich gebe, wie gewohnt, kräftig Gas und das Dinghi beschleunigt zu unserer Überraschung wie ein Rennboot, der Bug steigt aus dem Wasser und ab geht die Post mit schäumendem Heckwasser. So soll das sein. Ich drehe noch ein paar Runden zur Sicherheit, aber die Leistung bleibt auf Dauer abrufbar. Irgendwo muss doch noch etwas Dreck den Spritzufluss blockiert haben, ich stelle Gemisch und Leerlauf noch mal richtig ein und ab jetzt sind wir wirklich beweglich und das ganz schön flott. Der 15 PS Motor ist für das aufgrund des Aluminiumrumpfes sehr leichte Boot ziemlich kräftig. Wenn nur der Fahrer hinten im Heck sitzt, überschlägt es sich bei Vollgas beinahe. Andererseits ist das Boot für 4 Personen zugelassen, die müssen erstmal bewegt werden.

Damit haben wir für heute genug gearbeitet und können uns in die Sonne legen, schließlich ist es Sonntag. Und sonntags ist in den USA wie bei uns Ausflugstag. Auf dem See verkehren diverse Ausflugsschiffe, die mit Gästen kreuz und quer über den See fahren. Darunter befinden sich 2 Wharram-Katamarane, einer ca. 30“, der andere 50“. Beide fahren mehrfach mit immer neuen Gästen dicht an uns vorbei, weil wir so nahe an der Fahrrinne ankern. An Bord wird anscheinend getrunken und gefeiert, wir hören mehrmals blöde Bemerkungen wie „bloody Germans“ oder „fucking Volkswagen Cars“. Die meisten Touristen grüßen aber freundlich.

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Wharram Kat als Ausflugsboot

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